Osnabrück. BesD-Sprecherin Ebeling: Für Prostitutionsverbot „keine stichhaltige Begründung mehr“ – Ruf nach Gleichbehandlung mit anderen Dienstleistern
Osnabrück. Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) hat ein sofortiges Ende des coronabedingten Prostitutionsverbots gefordert. „Man kann mit negativem Corona-Test in den Biergarten oder zur Kosmetikerin, aber Sexarbeit bleibt verboten, ohne eine stichhaltige Begründung. Wir fordern eine Gleichbehandlung, sodass auch Bordelle für negativ Getestete wieder geöffnet werden können“, sagte BesD-Sprecherin Johanna Ebeling im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Auch andere körpernahe Dienstleistungen sind ja schon wieder zugelassen. Der Zeitpunkt dafür ist gekommen, denn die Zahlen sind runtergegangen, und es sind immer mehr Menschen geimpft.“
Der Berufsverband der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter habe „in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern ein bundesweit einheitliches Hygiene- und Testkonzept entwickelt, um coronasichere sexuelle Dienstleistungen zu ermöglichen, es ist alles vorbereitet“, erklärte Ebeling. Die Corona-Tests könnten von Testzentren kommen, oder es werde vor Ort – wie beim Friseur – getestet. „Die Aufnahme der Kontaktdaten könnte wie in der Gastronomie erfolgen, da sehen wir überhaupt kein Problem.“
Die BesD-Sprecherin warf der Politik Scheinheiligkeit vor: „Es gibt offenbar Versuche, aus moralischen Gründen die Öffnung zu blockieren und nicht aus Infektionsschutzgründen“, sagte sie der NOZ. „Dabei bietet die Legalität den Sexarbeiterinnen einen vielfach besseren Schutz vor Gewalt und Erpressung.“ Durch das Verbot hätten sie dagegen „keine Chance, erzwungene Handlungen bei der Polizei zu melden oder sich anderweitig Hilfe zu holen“. Auch Kontakte zu Hilfsorganisationen sind derzeit quasi nicht möglich, weil diese zurzeit nicht ansprechbar seien. „Also: Das Prostitutionsgewerbe muss anderen köpernahen Dienstleistungen wieder gleichgestellt werden“, so Ebeling. „Die Politik verschließt die Augen, als ob es das Gewerbe nicht gäbe. Das ist ignorant und verkennt die Wirklichkeit. Wir fordern dringend Akzeptanz und Toleranz!“
Derzeit würden nur von zwei Bundesländern Lockerungen für das Sexgewerbe in Erwägung gezogen, sagte die BesD-Sprecherin weiter. Gebe es für die Branche keine Perspektive, dann werde es wie nach dem ersten Lockdown Klagen geben, um die Wiedereröffnung von Bordellen zu erreichen.
PM/NOZ