Osnabrück. Handelskonzerne und Bauernverband haben nach Angaben von Bauernpräsident Joachim Rukwied Gespräche über einen sogenannten „Deutschland-Bonus“ für heimische Lebensmittel aufgenommen. Im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Rukwied: „Wir Landwirte stehen am Anfang der Wertschöpfungskette. Bei uns kommt viel zu wenig an. Das geht so nicht weiter.“ Deswegen solle nun über Möglichkeiten nachgedacht werden, speziell deutsche Landwirte zu unterstützen. „Wir brauchen ein neues Miteinander in der Wertschöpfungskette. Bei uns Bauern muss mehr ankommen“, forderte Rukwied.
In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Demonstrationen von Landwirten vor Lagern einzelner Handelskonzerne gegeben. Bauern machten damit ihrem Unmut über niedrige Erzeugerpreise in Deutschland Luft. Am Mittwoch hatte das Bundesamt für Statistik mitgeteilt, dass die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte im vergangenen November im Vergleich zum Vorjahresmonat insgesamt um 7,4 Prozent gesunken sind. Besonders deutlich fiel der Rückgang bei tierischen Erzeugnissen wie Milch oder Fleisch mit 13,5 Prozent aus.
Rukwied verwies im Interview mit der „NOZ“ exemplarisch auf die Milchpreise: Im Schnitt hätten Landwirte 32 Cent pro Liter Milch im vergangenen Jahr bekommen. „Das ist einfach viel zu wenig. Damit können die Betriebe nicht existieren, da geht die Zukunftsperspektive verloren.“ Mit dem Deutschland-Bonus solle der Mehraufwand vergolten werden, den deutsche Bauern gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten in der Produktion hätten. Wie der Bonus ausgestaltet werden soll und wie hoch er ausfallen könnte, ließ Rukwied zunächst offen. „Wir sind da im Moment im Gespräch mit dem Handel.“ Von der Politik forderte der Bauernpräsident zudem die Umsetzung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung auf Verpackungen im Supermarkt: „Diese muss die Politik verpflichtend umsetzen. Der Verbraucher muss erkennen können, wofür er sein Geld ausgibt.“
PM/NOZ